LAUT GEDACHT
The Power Behind One Ball
September 16, 2020
by Nike Lorenz

The Power Behind One Ball

— von Ceaser Duma

übersetzt von Nike Lorenz

Ich bin sehr dankbar für alle Menschen, denen ich in meinem Leben begegne und die Möglichkeiten, die mir offenbart wurden. Doch trotzdem wünsche ich mir manchmal, dass diese Dankbarkeit nicht missbraucht wird. Dass sie nicht als etwas verstanden wird, das verschwendet und ausgenutzt werden kann.

Ich will hier nicht so tun, als wüsste ich, wie die Welt aussieht und funktioniert. Ich will verstanden werden, als jemand, der mit dem Lauf der Zeit eine eigene Meinung entwickelt und sich als Teil von etwas Größerem sieht.


Die jetzige Situation hat viele Menschen dazu gebracht, die Augen aufzumachen. Endlich  sehen sie die Dinge, die, seit es den Menschen gibt, Teil der Realität sind. Doch auch das ist ein Prozess und wir stehen gerade am Anfang davon. Die jetzige Aufmerksamkeit hat zwar das Scheinwerferlicht auf die Geschichte und Realität Schwarzer Menschen in der Welt gerichtet, doch damit ist nicht genug getan. Was dringend folgen muss, ist das "Commitment" eines jeden einzelnen sich einer Veränderung zu stellen und anzuschließen. Ein "Commitment" aufzustehen und die Augen gegenüber den Problemen des Rassismus zu öffnen.


Jeder von uns hat Wünsche und Träume, nach denen er sein Leben ausrichtet. Gemeinsam und nebeneinander her versuchen wir diese Träume zu erfüllen. Durch den Sport sind wir vereint, unsere Leben überschneiden sich. Diese Überschneidung bietet einen Raum, indem wir die Möglichkeit bekommen, uns respektvoll und frei von Vorurteilen zu betrachten. Nur so können wir tatsächlich auf die Bedürfnisse des Gegenübers eingehen. Nur so können wir fair sein. Nur so können wir miteinander und füreinander voran kommen.


In den letzten Monaten habe ich diesen Ansatz bei mir selbst angewandt: Ich nehme mich selbst für den Menschen wahr, der ich bin, für meine Werte, für meinen Charakter und für meine Ziele. Ich bin stolz ein Schwarzer, junger Mann zu sein. Ich trage dieses Gefühl tief in mir und es hilft mir ehrlich zu mir selbst zu bleiben. Wenn man mich aufgrund meiner Hautfarbe beleidigt oder ungerecht behandelt, habe ich häufig das Bedürfnis, mich abzuwenden. Gleichzeitig möchte ich mein Gegenüber auch mit der Ungerechtigkeit konfrontieren. Ich möchte ihm verdeutlichen, dass wir alle Teile eines Ganzen sind, für ein Ziel arbeiten: Wir sind auf dieser Welt, um etwas zu kreieren, für uns und für weitere Generationen.


In dieser schnelllebigen Zeit passiert es oft, dass wir uns nur oberflächlich miteinander beschäftigen. Alles wird darauf auslegt, dass diese Oberfläche ‚stimmt‘ oder ‚perfekt‘ ist.

Doch ich habe immer mehr das Gefühl, dass diese Generation genug davon hat. Dass sie bereit ist, die Oberfläche als kristallklares Abbild der Wahrheit zu nutzen. Dass sie den Mut hat, dafür zu sorgen, dass jeder mit der Wahrheit konfrontiert wird und sich mit ihr beschäftigt. Dass sie die Hoffnung hat, die Welt gemeinsam nachhaltig verändern zu können.


Der Sport vereint uns. Er macht eine bunte Gruppe aus Menschen zu uns. Wir als Gemeinschaft haben den Mut aufgebracht, uns mit der Realität zu befassen. Wir sind auch diejenigen, die Hoffnung aufbringen können, um eine faire und aufmerksame Welt zu schaffen.

In meinem Verständnis der Welt, spielt Hautfarbe keine Rolle. Diese Welt entspricht jedoch nicht der Realität, sie kann nur unsere Ziellinie darstellen. Sie ist der ultimative Zeitpunkt, den wir anstreben, an dem Hautfarbe tatsächlich mal keine Grundlage für Diskriminierung mit sich zieht. Bis dahin haben wir allerdings noch jede Menge zu tun. Doch das muss uns nicht abschrecken, ganz im Gegenteil. Wir nutzen den Mut, um uns gegenseitig zu konfrontieren und zu vertrauen. Wenn sich jeder einzelne Mensch über seine Auswirkungen und seinen Einfluss bewusst wird, können wir gemeinsam ein weit weg zu erscheinendes Ziel erreichen.


Tupoka Ogette in Exist Racism

BE THE CHANGE. Tipps für einen rassismuskritischen Alltag.

  • "Wissen ist Macht. Je mehr Du über Rassismus und andere Diskriminierungsformen weißt, desto mehr wirst Du sehen und desto größer ist die Chance einzugreifen, etwas zu tun. Lerne, wo Du kannst!"
  • "Hör ehrlich zu. Das Wichtigste, was Du tun kannst, ist, so viele marginalisierte Perspektiven wie möglich wirklich kennenzulernen"
  • "Rassismus und andere Unterdrückungsstrukturen wirken tagtäglich. People of Color und Schwarze Menschen haben nicht die Wahl, ob sie Rassismus erleben wollen oder nicht. Mache es zu deiner Mission, nicht wegzuschauen."
  • "Sprich Rassismus an, wenn Du ihn erkennst. Immer. Nicht, weil di damit Schwarzen Menschen oder PoC 'helfen' willst, sondern weil DU nicht in einer Gesellschaft leben möchtest, in der Rassismus zum Alltag Deiner Mitmenschen gehört."
  • Ein Wort zum Thema Feedback:
"Und ich weiß, dies ist nicht leicht, aber es ist so wichtig. Solltest Du je Feedback erhalten, dass etwas, was du gesagt oder getan hast, rassistisch war, dann atme erst einmal tief durch. Widerstehe der Versuchung, Dich sofort zu verteidigen. Denke ehrlich darüber nach." - Tupoka Ogette